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Wenn sich Träume verändern müssen.

Über das Leben mit chronischen Krankheiten

Von Laura Bischof

Ehrgeizige Träume, große Wünsche und Hoffnung für die Zukunft – so sieht es wohl bei vielen jungen Menschen nach dem Schulabschluss aus. Das Erwachsenwerden lockt mit vielen neuen Herausforderungen, gleichzeitig fühlt man sich endlich frei. Aber was passiert, wenn die eigenen Pläne plötzlich über Nacht zerplatzen wie eine Seifenblase?

Ich bin Laura Bischof, selbstständige Werbetexterin und chronisch krank. Das eine hat zwar nichts mit dem anderen zu tun, aber beides ist ein Teil von mir. Mit diesem Text möchte ich euch ein Stück meiner Lebensrealität näherbringen und mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit chronischen Krankheiten schaffen.

Obwohl man täglich mitbekommt, wie viele kranke und teils schwer kranke Menschen in unserer Gesellschaft leben, denken viele nicht daran, dass man auch selbst irgendwann betroffen sein könnte. Das ist auch bis zu einem gewissen Punkt gut so, schließlich wollen wir unser Leben nicht in ständiger Angst verbringen. Aber es nimmt uns auch das Verständnis für Menschen, die ebendieses Schicksal erleben. Und ganz ehrlich, es würde uns auch nicht schaden, wenn wir die kleinen Dinge im Leben ein wenig mehr genießen und wertschätzen würden.

Vor meinen Erkrankungen hätte ich nie gedacht, dass Plattformen wie Instagram und Facebook Communitys beheimaten, in denen man als chronisch kranke Person aufgefangen wird.

Aber zurück zu den Träumen:

Abgesehen von Mediziner:innen oder Pharmazeut:innen sollte eigentlich niemand Fachbereiche auswendig kennen, komplexe Krankheiten im Schlaf wiedergeben und mit passenden Studien belegen können. Auch ein breites Wissen über verschiedene Medikamente oder ein bekanntes Gesicht in der Apotheke sein sollte kein Teil der Zukunftsplanung sein. Was passiert aber, wenn plötzlich genau das, der Fall ist.

Zunächst muss man hoffen, dass man überhaupt jemanden findet, der einem glaubt. Klingt vielleicht abstrus, ist aber leider nicht selbstverständlich. Oft wird man in Arztpraxen nicht ernst genommen, vor allem wenn die klassischen Laborwerte unauffällig sind. Die eigenen Schilderungen von permanenten, starken Schmerzen, bleierner Erschöpfung, Schwindel, Übelkeit usw. werden einfach abgetan, man soll sich ausruhen, zusammenreißen und weitermachen.

Glücklicherweise gibt es aber auch Ärzt:innen, die Verständnis zeigen und bereit sind, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Plötzlich wird der persönliche Google Suchverlauf also nicht mehr von neuesten Trends geprägt, sondern von Studien, Erfahrungsberichten und der Suche nach Expert*innen, in der Hoffnung, dass man die Nadel im Heuhaufen doch noch findet.

Vor meinen Erkrankungen hätte ich nie gedacht, dass Plattformen wie Instagram und Facebook Communitys beheimaten, in denen man als chronisch kranke Person aufgefangen wird. Man lernt Menschen mit dem gleichen Schicksal kennen, schließt Freundschaften und fühlt sich einfach verstanden. All das heilt zwar nicht die Krankheit selbst, aber die mentale Belastung kann dadurch enorm abgefedert werden. Man fühlt sich plötzlich nicht mehr so allein. Diese “internationalen Selbsthilfegruppen” beinhalten auch einen großen Schatz an Tipps und Erfahrungen, wie man seine Symptome vielleicht besser managen und welchen potenziellen Ansatz man mit den behandelnden Mediziner:innen besprechen könnte. Aber auch hier gilt der generelle Ansatz für Social Media: traue und glaube nicht allem, was du liest.

Es ist ja so, dass wir Menschen alle wunderbar individuell sind. Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen sowie Besonderheiten, die uns ausmachen und unseren Charakter prägen. So ist es auch in Lebenssituationen mit Krankheiten bzw. chronischen Krankheiten. Manche Menschen können arbeiten oder studieren, andere müssen all ihre Kraft darauf verwenden, irgendwie durch den Alltag zu kommen oder sind komplett auf Pflege angewiesen. Das ständige Vergleichen, das in unserer Gesellschaft leider sehr häufig passiert, lässt den Druck noch stärker werden und ständig stellt sich die Frage: “Bin ich genug? Warum schaffe ich nicht mehr?”

Bedauerlicherweise haben nicht alle Betroffenen das Glück, dass sich ihr Zustand verbessert und sie wieder mehr Lebensqualität zurückbekommen. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass verschiedene Krankheiten, wie zum Beispiel ME/CFS (https://mecfs.at/ueber-me-cfs/), noch immer nicht wirklich ernst genommen werden und man sich dadurch, wie in einem Vakuum befindet und ständig hoffen muss, dass einem die Symptome geglaubt werden.

Symptome, die das eigene Leben komplett auf den Kopf stellen und sich häufig verändern und auch verstärken. Trotz allem gibt es die Hoffnung auf Besserung, auf mehr Leben, auf mehr Träume. Zugegeben, der Arbeitsalltag oder die Selbstständigkeit mit chronischen Schmerzen, chronischer Erschöpfung oder anderen Beschwerden ist anstrengend und oft herausfordernd. Dennoch ist die Dankbarkeit, dass man überhaupt arbeiten kann, einfach riesengroß und ein starker Motor für jeden neuen Tag.

Aber wie meistere ich jetzt meinen Arbeitsalltag mit meiner chronischen Krankheit?

Wenn ein Projekt ansteht, versuche ich mir meistens erst einmal einen allgemeinen Zeitplan zu erstellen. Die wichtigen Deadlines werden besonders markiert, dann trage ich alle anderen Termine, wie beispielsweise Arzttermine, Geburtstage, Physio etc., ein und kann so schon mal grob planen, an welchen Tagen ich Pause machen muss, was möglich sein könnte und wie ich die Balance zwischen Arbeit, Leben und Ruhe schaffe.

In der Theorie sieht das auch immer klar aus. Interessant wird es dann, wenn mein Körper wieder einmal so unberechenbar wie das Wetter im April ist, was gefühlt jede Woche mehrmals passiert. Dann versuche ich einfach innerhalb meiner Grenzen bestmöglich darauf zu reagieren.  Dank meiner Selbstständigkeit kann ich dann arbeiten, wann es mir am besten geht. Manchmal ist das auch um fünf Uhr morgens. Auch wenn es mich als strukturliebenden Menschen manchmal wahnsinnig macht, am Ende bin ich immer unglaublich stolz, wenn ich einen weiteren Auftrag erfolgreich abschließen kann.

Die wirkliche Ironie an diesem täglichen Kräftemessen ist, dass man viele Krankheiten von außen nicht wahrnimmt und man nicht sieht, mit welchen Herausforderungen manche zu kämpfen haben. Vielleicht schaffen wir es als Gesellschaft in den nächsten Jahren, dass wir nicht immer vorschnell urteilen, sondern mehr Verständnis für andere Lebensrealitäten aufbringen. Wir alle haben unseren Rucksack zu tragen. Mit etwas mehr Verständnis und Rücksichtnahme könnten wir einen großen Schritt in die richtige Richtung machen.

Was kannst du tun, um deinen Beitrag für mehr Inklusion zu leisten: 

Autorin
Laura Bischof

Mens­truations­kranken­stand: ein guter Neujahrs­vorsatz

Wir schreiben das Jahr 2024, und noch immer sind unsere Arbeitsplätze hauptsächlich von Männern für Männer gestaltet. Gut die Hälfte der Arbeitskräfte menstruiert monatlich, und doch ist die Periode im Büro vollkommen unsichtbar. Woher kommt das und was können wir dagegen tun?

Es fasziniert mich immer wieder, wie offen die Welt mit Kunstblut in Blockbusterfilmen umgeht, die Welt jedoch untergeht, sobald Menstruation zum Gesprächsthema wird. Selbst in Werbespots für Menstruationsartikel wird Blut blau dargestellt. Und könnt ihr euch noch an den Shitstorm der Pinky Gloves 2021 erinnern, die zwei Männer bei der Höhle des Löwen vorgestellt haben, um die Menstruation noch weiter zu tabuisieren? Ich frage mich wirklich, was das alles soll. Wovor haben die Menschen bzw. die Männer Angst? 

Menstruationsurlaub, Menstruation, Periode, Periodenurlaub, Feminismus

Ein kleiner Exkurs in die Mens­truations­tabui­sierung

Die Menstruation gibt es schon so lange, wie es uns Menschen gibt. Man könnte meinen, sie ist vollkommen akzeptiert und in unser tägliches Leben integriert. Aber das Gegenteil ist der Fall: nicht nur werden Mädchen und Frauen dazu sozialisiert, sich für ihren Körper und dessen Funktionen zu schämen, das Thema wurde aus dem öffentlichen Raum verbannt und immens privatisiert. Das hat nicht nur zur Folge, dass Menstruationsbeschwerden (98 % der Frauen* leiden darunter) nicht ernst genommen werden, sondern dass die weibliche Gesundheit immer noch zu unwichtig erscheint, als detaillierte Studien darüber zu finanzieren. Und das, obwohl jede zehnte Frau* in Österreich von Endometriose betroffen ist. Tatsache ist, dass die Menstruation uns alle angeht, egal mit welchem Geschlecht wir uns identifizieren. Wenn es mehr als die Hälfte der Bevölkerung regelmäßig in bestimmten Altersabschnitten betrifft, beeinflusst es uns alle – ob bewusst oder unbewusst.

Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, was das alles mit Menstruation und dem Arbeitsplatz zu tun hat. Dazu komme ich jetzt: mehr als die Hälfte unseres Lebens verbringen wir bei irgendeiner Art von bezahlter Werksarbeit. Egal ob im Büro, im Handel oder an der frischen Luft: früher oder später wird jemand im Team die Periode bekommen. Und was dann? 14 % der Menstruierenden bleiben regelmäßig von der Arbeit fern, wobei nur 5 % den wahren Grund dafür nennen. Noch immer gilt die Periode unterbewusst als etwas Negatives, und viele Frauen* haben Angst als „schwach“ oder „arbeitsunfähig“ wahrgenommen zu werden. Somit reden nur 26 % der Befragten offen mit ihren männlichen Kollegen über das Thema.  

Bleiben wir bei der Arbeitsunfähigkeit: laut einer deutschen und einer australischen Studie berichten 80 % der Frauen* über einen Produktivitätsverlust während ihrer Periode, während 70 % ihre Werksarbeit unter Schmerzmitteln verrichtet (obwohl sie sich arbeitsunfähig fühlen). Ich kann jetzt schon die Kommentarspalte mit Cis-Männer-Rufen hören: „Warum geht ihr dann nicht in den Krankenstand, wenn ihr euch krank fühlt?“. Gute Frage. Ich habe da so ein paar Thesen. 

Warum gehen die meisten Frauen* bei Mens­truations­beschwerden nicht in den Krankenstand?

Zum einen, weil wir nicht so erzogen worden. Keine erwachsene Frau in meinem Kindheitsleben, weder meine Mutter noch andere Verwandte, nahmen sich eine Auszeit während ihrer Periode. Niemand hat mir vorgelebt, dass Frau* in dieser Zeit auf ihren Körper hören und den Alltag anders angehen sollte, oder gar könnte. Es wurde erwartet, dass du ganz normal weitermachst. Wie deine männlichen Mitmenschen eben. Denn das sei ja die „Norm“, und alles andere ist „schwach“. Zum anderen wurde ich auch niemals auf meine Periode, beziehungsweise mein Empfinden, angesprochen, weder in der Schule noch später bei der Werksarbeit. Die Periode hat außerhalb meines Bewusstseins einfach nicht existiert. Zudem hätten Frauen* somit viel mehr Krankenstandstage als ihre männlichen Kollegen, wieder ein Nachteil der auffällt und Arbeitgeber*innen missfällt. 

Aber nicht nur die körperlichen sowie mentalen Empfindungen sind während der Menstruation ausschlaggebend, auch die sanitären Einrichtungen spielen eine wichtige Rolle. Menstruierende müssen während der Periode öfter als sonst die Toilette aufsuchen, und je nachdem welche Menstruationsartikel benutzt werden, ist eine Toilettenkabine inklusive Waschbecken hygienisch bedingt notwendig. Jedoch weder in meinen Ausbildungsstätten noch bei irgendeiner meiner vergangenen sieben Arbeitsstätten wurde darauf geachtet. Es gab weder mehr Toilettenanlagen für Frauen, noch wurden Menstruationsartikel zur Verfügung gestellt, um die durchaus bestehende Periodenarmut zu bekämpfen. All das, sowie das schambehaftete und möglichst unauffällige Verhalten während unserer Periode, führt dazu, dass die Menstruation weitgehend aus dem alltäglichen Leben verbannt wird.

Was können Arbeitgeber:innen tun?

Die Lösung: Menstruationskrankenstand. Wo ist der Mehrwert, fragst du vielleicht. Menstruationskrankenstand einzuführen, bringt viele Vorteile für das Unternehmen mit sich. Erstens ist eine erhöhte Produktivität und Effizienz bei den Mitarbeitenden sichtbar. Zweitens steigt die Attraktivität des Arbeitsplatzes und er wird auch öfter weiterempfohlen als zuvor. Zudem verbessert er die Mitarbeiter*innen-Bindungsrate und das Vertrauen zwischen Management und Arbeitskräften. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menstruierenden wird verbessert und es führt allgemein zu einem offenen Umgang mit der Menstruation im Team.

Wie bei allem im Leben gibt es auch Kontra-Argumente bezüglich des Menstruationskrankenstandes. Umfragen berichten, dass es zu erhöhtem Sexismus sowie Diskriminierung gegenüber Menstruierenden kommen kann, der ihre Arbeitsfähigkeit in Frage stellt. Wird der Menstruationskrankenstand nicht anonym getrackt, bedeutet das auch einen Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeitenden. Außerdem kann es auch zu zusätzlichen Kosten im Unternehmen kommen.

Alles in allem repräsentiert der Menstruationskrankenstand ein wichtiges Instrument, um die Menstruation sowie das Thema Frauen*gesundheit sichtbar zu machen und Menstruierende zu unterstützen. Es bietet die perfekte Grundlage für einen Neujahrsvorsatz, den wir dringend brauchen. Lasst 2024 das Jahr sein in dem wir endlich mehr Schritte vor als zurück in der Gleichberechtigungsdebatte gehen und Raum schaffen, um Tabuthemen wie die Periode zu brechen. Liebe Arbeitgeber*innen: fangt doch gleich heute damit an 😉

Über die Autorin

Supergirl* Kerstin Kraus © Daniel Shaked

Kerstin, 31, ist gebürtige Deutsche und wohnhaft in Wien. Aufgrund ihrer beruflichen Vergangenheit im Tourismus und ihrer Liebe zum Reisen hat es sie bereits in einige Länder der Welt verschlagen, welche das Thema Feminismus sehr verschieden interpretieren. Durch ihre ehrenamtliche Content-Arbeit bei der Sorority sowie ihren aktivistischen Blog femtales, setzt sie sich viel mit dem Thema Gleichberechtigung auseinander und versteht sich als leidenschaftliche Feministin.

femtales Blog
femtales @ Instagram
Kerstin @ YESGIRLYES.AT
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Kerstin @ LinkedIn

Weiblichkeit & Extremsport

YESGIRLYES im Interview mit #supergirl* Jo Brunner

Spätestens seit dem ORF Interview Fauxpas aus 2023 bei welchem „Cycle“ – also der weibliche Zyklus, mit Radfahren übersetzt wurde, wissen wir, wie unterrepräsentiert das Thema im Spitzensport ist. Wir haben Jo Brunner zum Interview getroffen, eine Frau, die dem „Lack-of-Information“ in der Extremsportszene mit ihrem Film Cycles den Kampf angesagt hat. Gemeinsam mit Anjuna Hartmann hat Johanna Brunner dieses Jahr einen Freeride Film über die Kraft im weiblichen Zyklus produziert. Ines Enöckl hat mit Johanna über die Hintergründe zu ihrem Film gesprochen.

Der Film Cycles tourt ab 3. November mit dem Freeride Filmfestival durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.

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Hi Jo, schön, dass du da bist.
Du hast einen Outdoor-Film gemacht, der sich mit der Kraft, die im weiblichen Zyklus liegt, beschäftigt. Was hat dich in einer von „schneller, weiter, steiler“ getriebenen Szene dazu gebracht diesen Film zu machen?

Hi, danke fürs Einladen! Ich erinnere mich noch sehr gut an das FFF letztes Jahr als ich mit dir, Ines, und Filmkollege Flo in der letzten Reihe stand und getuschtelt habe, dass es ja wohl nicht sein kann, dass keine Frauen* Filme eingereicht haben oder Filme gezeigt werden, wo Athletinnen im Mittelpunkt stehen. Aus dieser Abwesenheit der Sichtbarkeit kam dann auch mein letzter innerlicher Anstupser selbst ein Filmprojekt zu starten. Mein Herz schlug wohl immer schon zu einem Teil für die Bestärkung von Frauen* im Sportbereich, von der Vision eines achtsamen Umganges mit dem Körper und holistischen Ansatzes von Gesundheit. Das ist ein Thema, das sich durch mein Leben zieht.

Meine Absicht war es, einen Film zu kreieren, der sich nicht auf das traditionelle Konzept eines reinen Action-Ski-Films beschränkt. Ich wollte vielmehr die verschiedenen Phasen des weiblichen Zyklus und die damit verbundenen körperlichen und emotionalen Veränderungen in den Fokus rücken.

Wie hat die Szene reagiert, als du das erste Mal erzählt hast, worum es in deinem Film geht?

Berührender Weise super positiv. Ich bin auf so viel Zuspruch und Offenheit gestoßen. Das Thema Menstruation und Sport scheint die allermeisten von uns menstruierenden Menschen zu beschäftigen, und doch reden die wenigsten darüber.

Waren alle Protagonist*innen im Film mit dem Thema so vertraut wie du oder gabs auch dort Unwissenheit und Verwunderung?

Anfangs nicht, ich würde sagen das Vorwissen war ganz unterschiedlich. Jede hatte aber auf jeden Fall ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Nachdem das Interesse aber so groß war, habe ich gleich am Anfang der Saison einen Workshop für die Crew gehalten. Es war superschön zu hören, dass viele der Mitwirkenden durch den Film für sich persönlich so viel mitnehmen konnten und mit ihrem Zyklus nun achtsamer umgehen und ihn in den Alltag integrieren.

Wie viel Power steckt denn nun in unserem Zyklus?

Unsere Welt orientiert sich stark am männlichen Energielevel beziehungsweise den 24-Stunden-Zyklen. Gesellschaftlich anerkannt ist, immer möglichst produktiv, effizient, zielstrebig und mutig zu sein. Qualitäten, die uns Frauen vor allem in den ersten beiden Phasen des Zyklus, also nach der Menstruation bis zum Eisprung, leicht fallen zu leben. In den anderen beiden der insgesamt vier Zyklusphasen sinkt das Energielevel aber, ebenso oftmals die Risikobereitschaft oder das Bedürfnis nach Abenteuer.

Stattdessen sehnen wir Frauen uns oftmals nach mehr Ruhe und Zeit allein. Beim Freeriden müssen wir speziell vor und während der Menstruation keine großen Missionen durchziehen, da reichen oft schon entspannte „Soulrides“. Doch dieses gemütlichere Tempo wird in der Gesellschaft und vor allem der (Spitzen-)Sportwelt schnell negativ bewertet – als weniger, als nicht ausreichend, als unangenehm. Dabei hat jede Phase ihre Relevanz und wer achtsam mit diesen Phasen umgeht, anstatt gegen den Körper und dessen Signale zu arbeiten, kann am Ende des Tages am meisten Energie und Wohlbefinden aus dem Leben herausholen.

Jetzt würde ich annehmen, dass man im Spitzensport seinen Wettkampfplan nicht an den Zyklus anpassen kann, wie gleicht man also Phasen aus, die aufgrund der Biologie nicht mit Leistungsfähigkeit gesegnet sind oder was kann man sonst tun um sich bestmöglich daran zu orientieren.

Klar, Wettkämpfe lassen sich schwer an den Zyklus aller Athletinnen anpassen, was sich aber super anpassen lässt ist das Training. Zyklusbasiertes Training ist ein Thema, das zum Glück auch in der Sportler*innen und Trainer*innen Welt langsam mehr an Bedeutung gewinnt und trotzdem ist das Wissen noch lange nicht genug verbreitet. Die meisten Studien zu optimalen Trainingsreizen, Intensitäten usw. orientieren sich an Studien, die mit und an Männern durchgeführt worden sind. Frauen* haben eine komplett andere körperliche Ausgangslage und können von einem zyklusbasierten Training auf körperlicher und mentaler Ebene sehr profitieren. Zusätzlich lässt sich die persönliche Einstellung anpassen. Mir ist bewusst, dass der Ehrgeiz im Spitzensport eine große Rolle spielt und es viel um Bewertung und Ränge geht. Aber vielleicht kann ich als Athletin trotzdem ein Stück weit liebevoller und toleranter mit mir selbst und meiner Performance umgehen, wenn ich weiß, dass ich mich am Wettkampftag zum Beispiel kurz vor der Menstruation befinde und nicht in 100% Top Form bin.

Was würdest du menstruierenden Sportler*innen in Bezug auf ihren Zyklus gerne für die Zukunft mit auf den Weg geben?

Seid lieb zu euch! Das Leben ist ein permanentes Up and Down, vor allem als Person mit Zyklus. Und informiert euch über euren Zyklus 😉

Gibt es etwas, dass du dir von der Sportszene generell wünschen würdest?

Mehr Sichtbarkeit von Frauen*. Das fängt bei der Berichterstattung an und geht hin bis zu den derzeit limitierten Plätzen in Frauen* Kategorien – zum Beispiel bei der Freeride Worldtour sind weniger Starterinnen als Starter vorgesehen, obwohl der Nachwuchs da ist und Vollgas gibt, vor allem in den letzten Jahren hat sich meiner Meinung nach das Level bei den Frauen* um ein Vielfaches erhöht. Dass die Frauen* Kategorie schlechtere Einschaltquoten hat und sich das die Zuschauer*innen weniger gerne anschauen ist einfach keine Ausrede mehr.

Vielen Dank für das Interview, wo können wir deinen Film denn demnächst sehen?

Danke dir liebe Ines, schön hier zu sein! Wir sind ab Freitag 3.11. mit dem Freeride Filmfestival auf Tour durch Österreich, Deutschland und die Schweiz. Da gibt es also einige Möglichkeiten, den Film und uns zu sehen. Zusätzlich gibt es am 11.11. im Zuge der Freeride Filmbase in Innsbruck noch ein Screening. Und falls doch jemand von euch in Frankreich wohnen sollte, am 4.11. machen wir einen Roadtrip zum Femmes en Montagne Frauen* Filmfestival in Annecy 😉

Ein Beitrag von Ines Enöckl

Fotos: Anjuna Hartmann & Kirsten Frank

Barbie & Feminismus, geht das?

HI BARBIE!
HI KEN!

Eingebrannt in mein Gehirn von zu viel TikTok und einem unglaublich erfolgreichen Film, einer großartigeren Regisseurin (Greta Gerwig), mit einem unermesslich hohen Marketingbudget, ertönt ein fröhliches „Hi Barbie“, in meinem Kopf und schon tauche ich gedanklich ein, in die pinke Welt des Kultspielzeugs.

She’s everything, he’s just KEN.

Alles, wirklich alles, dreht sich derzeit um die Figur unserer Kindheit. Sogar Google färbt sich pink, wenn man nach dem Begriff „Barbie Movie“ sucht. Barbie ist Kult, so viel ist klar, aber ist sie auch feministisch? Bei dieser Frage gehen die Meinungen auseinander und deshalb sind wir mit diesem Artikel auch etwas „late to the party“, weil ich mich nicht entscheiden konnte, wie ich jetzt eigentlich zu dem Film stehe. 

„Barbie nimmt in meinen Erinnerungen eher eine Nebenrolle ein.“
Ines Enöckl

Bevor ich mich aber mit zahlreichen rosa gekleideten Menschen – überwiegend Frauen – ins Kino geschleppt habe, habe ich mich ein bisschen umgehört und auch meine eigenen Erfahrungen aus der quietschpinken Traumwelt reflektiert. Erstaunlich ist, dass jede*r, zumindest eine kleine Story mit der Plastikfigur aus „Barbieland“ hat. Nicht jede war prägend aber jede*r hat eine. Eine zentrale Rolle, spielte die Figur jedoch bei keiner von den Frauen, mit denen ich gesprochen habe. Sie nimmt eher Nebenrollen ein, führt Tätigkeiten aus oder dient als Model für selbstgenähte Kleidungsstücke. Für mich persönlich, war Barbie dazu da, sich um meine Pferdesammlung zu kümmern und mit dem Pferdeanhänger zu Turnieren zu fahren.

So viel dazu, aber was ist jetzt eigentlich mit dem Film?

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Ich habe also meine Freundin eingepackt und bin mit ihr gemeinsam in den Barbie Movie gegangen. Wir beide, voller Motivation uns einen Film anzusehen, der derart gelobt wird und aus einer langbeinigen, blonden, normschönen Plastikfigur, plötzlich eine Feministin macht und das Patriarchat bis auf die Badehose zerpflückt. Und eigentlich, war von Beginn an klar, dass diese Erwartungshaltung für gesellschaftskritische Menschen, die sich als Feminist*innen beschreiben und noch dazu kapitalismuskritisch sind, nicht erfüllt wird. Bevor jetzt aber alle Befürworter*innen aufhören zu lesen – der Film ist gut und bitte, findet ihn toll, wenn ihr das möchtet.

Der Film holt wahrscheinlich alles aus Barbie raus, was man herausholen kann. Und damit holt er auch den Großteil unserer Gesellschaft genau dort ab, wo wir feministisch eben stehen. Das ist gut und wichtig. Es bringt uns nämlich nichts, wenn wir Feminist*innen immer kritischer werden, uns aber nicht mehr die Zeit nehmen, den Rest der Gesellschaft abzuholen. Meine Erwartungshaltungen an diesen Film, haben im Grund nicht erfüllt werden können, ein bisschen enttäuscht bin ich aber schon, dass ich den Film nicht so feiern kann, wie das viele von euch tun.

© Barbie Courtesy of Warner Bros. Pictures

In der Barbie-World verkörpere ich wohl die „Weird-Barbie“ und Birkenstocks mag ich auch im echten Leben, somit habe ich mir am Ende doch noch etwas gefunden, dass mich abgeholt hat. Und allein der Fakt, dass es der erfolgreichsten Filme ist, der von einer Regisseurin gedreht wurde, sollte uns alle in die Kinos sprinten lassen. Ganz ehrlich – manchmal ist gut einfach vollkommen KENOUGH!

Ein Beitrag von Ines Enöckl

Wie alles begann…

Hey liebe #supergirls* 🙂

Mein Name ist Kathi und ich habe YESGIRLYES.AT im Jahr 2020 ins Leben gerufen. Irgendwie verrückt nach über 3 Jahren hier zu sitzen und zu reflektieren, was seitdem alles passiert ist und wie sich YESGIRLYES.AT entwickelt hat.

Aber lasst uns ganz am Anfang der Geschichte beginnen.

Im März 2020 befand sich Österreich mitten im ersten Corona Lockdown. Geschäfte waren zu, Mitarbeiter*innen wurden in Kurzarbeit geschickt und die Unsicherheit über die Zukunft war (in jeder Hinsicht) groß.

Auch ich hatte das Gefühl in der Situation ohnmächtig zu sein und wollte einen aktiven Beitrag leisten, einfach etwas zum Positiven verändern. In Gesprächen mit Freund*innen und Kolleg*innen habe ich dann schnell gemerkt, dass es vielen so geht. Wir alle hatten durch die Kurzarbeit an Zeit gewonnen. Zeit die wir gerne sinnvoll nutzen wollten.

Und für mein Verständnis war es von Anfang sinnvoll dort anzusetzen, wo die eigenen Kompetenzen liegen. Also hatte ich die Idee, frei Ressourcen aus Kurzarbeit & Co. zu bündeln und damit Personen zu unterstützen, die die Pandemie besonders trifft.

Da viele in meinem Umfeld und auch ich selbst im Marketing arbeiteten war schnell klar, dass ich mich auf diesen Bereich konzentrieren möchte. Also habe ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt und die Idee weitergesponnen bis YESGIRLYES.AT entstand. 

Eine Initiative zur Unterstützung von FINTA* Unternehmer*innen mit dem Ziel, deren Sichtbarkeit in der Online-Welt nachhaltig zu stärken. 

Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ich überhaupt genug Unterstützer*innen für das Projekt finden würde aber mein erster Aufruf hat schnell gezeigt: Die Bereitschaft zu helfen war da!

So hatte ich innerhalb kürzester Zeit 5 #supergirls* in Kurzarbeit an der Hand die bereit waren, gemeinsam mit mir Projekte umzusetzen. In einem nächsten Schritt habe ich dann mit Social Media gestartet und die Website veröffentlich.

Tatsächlich hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Anfragen von Unternehmer*innen eingetrudelt sind. Und von da an, war die Initiative ein voller Erfolg. Ich durfte sogar ein Interview mit dem Kurier führen und war mit einem kleinen Beitrag in der Kronenzeitung. 🙂

In dieser Zeit kam dann auch Ines dazu und wir haben YESGIRLYES.AT von da an gemeinsam weitergeführt.

Seitdem haben wir einiges erlebt:

Unzählige Interviews
Ein Besuch im Bundeskanzleramt
Über 200 Erstgespräche
Über 25 pro Bono Projekte
Über 30 Online-Workshops
uvm.

Uns war klar, dass die Initiative in dieser Form ein Ablaufdatum haben wird. Einfach weil Pandemie und Lockdown (so zumindest unsere Hoffnung) nicht für immer anhalten werden.

Wir waren aber so begeistert von der Idee und der großartigen Community, die wir im ersten Jahr aufgebaut haben, dass wir wussten: Da geht noch mehr!

Also haben wir uns hingesetzt und YEGIRLYES.AT weitergedacht. So wurde aus der Initiative ein Netzwerk. Wir haben das ganze Konzept auf den Kopf gestellt, eine neue Website gebaut, Mitgliedschaften entwickelt und YESGIRLYES.AT 2.0 dann im Frühjahr 2021 gelauncht.

Ehrlicherweise wussten wir schon direkt danach, dass wir mit dieser Form von YESGIRLYES.AT nicht happy sind. Der Schritt von einer offenen und gemeinnützigen Initiative zu einem geschlossenen Netzwerk mit Mitgliedschaftsbeitrag, war einfach zu groß.

Nun wussten wir zwar, was wir nicht wollen, waren uns aber auch nicht sicher, wie es weitergehen soll. An dieser Stelle haben wir uns auch das erste Mal Unterstützung geholt, zuerst von Lena als externe Mitarbeiter*innen und dann von Ann-Kathrin, unserer ersten Angestellten. 

2022 haben wir YESGIRLYES.AT (leider) immer wieder mal etwas schleifen lassen und aus den Augen verloren. Keine Zeit, keine Ressourcen, kein Plan… aber was immer geblieben ist, ist der Glaube an die gute Sache!

Mitte 2022 kam uns dann die zündende Idee:

Wir machen aus YESGIRLYES.AT einen gemeinnützigen Verein!

Mit diesem Gedanken haben wir uns sofort wohlgefühlt. So können wir YESGIRLYES.AT von unserer Agentur entkoppeln, uns auf echten Mehrwert anstatt Profit konzertieren und uns leichter Personen ins Boot holen, die unterstützen.  

Klar war auch, dass YESGIRLYES.AT ein digitales Zuhause braucht, eine Plattform, die den Verein und die Idee nach außen repräsentiert. 

Also haben wir uns (wieder) hingesetzt und YESGIRLYES.AT zum 2 Mal völlig neu gedacht und konzeptioniert. Dafür haben wir uns ausreichend Zeit genommen denn uns war klar, das ist die letzte Chance für dieses Projekt. 

Ein Jahr später ist es soweit und wir können YESGIRLYES 3.0 finally launchen!!

Wir sind super stolz auf der Ergebnis und können es kaum erwarten gemeinsam mit euch noch viel mehr zu erreichen. 🙂

Danke, dass ihr nach so vielen Jahren noch immer ein Teil von YESGIRLYES.AT seid.

Let´s smash the patriarchy!

1.000 Supergirl* Bussis,
eure Kathi

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